DNA-Untersuchung zeigt: Viele Supermarkt-Honige sind gefälscht
Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund und der Europäische Berufsimkerbund (EPBA) haben Proben von Honigen aus deutschen Supermärkten in einem spezialisierten Labor in Estland untersuchen lassen. Demnach waren 25 von 30 Honigen gestreckt. Und zwar so raffiniert, dass der Betrug schwer nachzuweisen ist.
Bereits letztes Jahr hat der EU-Kontrollbericht Importhonige geprüft und in fast jeder zweiten Probe Zuckersirup gefunden. Das und der massiv schlechte Abverkauf ihrer eigenen Honige seit über zwei Jahren hat die europäischen Berufsimker jetzt veranlasst, selbst aktiv zu werden. Ihr Problem: Seit längerem drängt Billighonig auf den europäischen Markt, vor allem seit die USA ihre Grenzen für diese Importe geschlossen hat. Für die Erwerbsimker in Europa ist das existenzbedrohend. Viele von ihnen geben auf.
„Billighonig allein ist nicht das Problem. Aber wenn er gestreckt wird, haben wir alle ein Problem.“ sagt Bernhard Heuvel, Präsident der europäischen Berufsimkervereinigung EBPA. „Denn niemand auf der Welt kann ein Glas Honig für 1,99 € Endverbraucherpreis herstellen. Nicht einmal in China oder Indien.“ Die Berufsimker vermuteten hinter den immer niedrigeren Preisen Fälschungen, die mit den üblichen Methoden kaum nachzuweisen sind. Der Verband ließ daher Probekäufe aus deutschen Supermärken in einem speziellen Labor in Estland untersuchen, das mit DNA-Sequenzierung arbeitet.
Diese Tests zeigten, dass 25 Proben, und damit 80 Prozent der Proben Auffälligkeiten aufwiesen. Nur drei Honige bestanden den Test. Die Imker vermuten, dass den Honigen Fruktosesirup, hergestellt von genetisch modifizierten Bakterien, zugesetzt wurde. Dieser Laborsirup enthält kaum DNA, ahmt aber das Zuckerprofil nach, dass normalerweise von den Bienen bei der Umwandlung von Nektar zu Honig kommt.
Imker schmecken den Unterschied
„Wer im Internet nach solchem Sirup sucht, bekommt ihn auf einschlägigen Portalen in vielen Farben und Geschmacksrichtungen angeboten – zusammen mit dem garantierten Versprechen, dass sie den „Labortest bestehen“, und den ganz legalen Analyse-Parametern der „EU-Honig-Direktive 2001/110/EC“ entsprechen.“ Ein Imker schmeckt diese Art der Fälschung sofort. Der Geschmack ist eher merkwürdig, breitet sich zu schnell im Mund aus und flaut schnell wieder ab. Das Aroma von echtem Honig bleibt dagegen noch lange auf der Zunge. „Was wirklich drin ist oder ob es der Gesundheit womöglich schadet, wissen wir nicht“, ergänzt Bernhard Heuvel.
Auf der Webseite honigretten.de bittet der Berufsimkerbund um Spenden. Die Imker haben sich mit Importeuren und Lebensmittelhandel zusammengeschlossen, um dem Betrug auf den Grund zu gehen. „Wir wenden uns auch an die europäische Kommission, an die Regierung und an Polizei und EUROPOL. Fälschungen in so großem Stil sind organisierte Kriminalität. Es ist Verbrechen an den Verbrauchern, an den Bienen und an den Erwerbsimkern.“ Die ganze Branche leidet unter dem Preisdruck. „Für weitere Labortest, juristische Hilfe und Pressearbeit benötigen wir finanzielle Unterstützung“, so Heuvel.