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Bioverbände für Bruderhähne

04. Januar 2021
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Bruderhahnaufzucht soll in die Richtlinien deutscher Bioverbände aufgenommen werden. Das planen die Verbände Demeter, Bioland, Naturland und Biokreis.

Jährlich werden in Deutschland rund 45 Millionen männliche Küken getötet. Das Kükentöten soll zwar gesetzlich ab 2022 verboten werden, doch den deutschen Bioverbänden reicht das nicht. Denn für Eier „ohne Kükentöten“ können trotzdem männliche Embryonen getötet werden.

Hühner sind heutzutage entweder darauf spezialisiert, viele Eier zu legen oder besonders viel Fleisch anzusetzen. Männliche Küken werden nie Eier legen und je nach Züchtung auch nicht so viel Muskelfleisch aufbauen wie gewünscht. Viele werden deswegen in den Brütereien getötet.

Die Alternative, Geschlechtsfrüherkennung, ist ebenfalls umstritten. Bei der Methode, die momentan angewandt wird, lässt sich, so die Beschreibung bei Bioland, ab dem neunten Bruttag erkennen, ob ein Hühner- oder ein Hahn-Embryo im Ei wächst. Die Eier mit den männlichen Küken werden aussortiert und zu Futtermittel verarbeitet.  Zu diesem Zeitpunkt können die Küken aber offenbar schon Schmerz empfinden und die Organe sind schon fast vollständig ausgebildet. Bioland-Vizepräsidentin Stephanie Strotdrees sagt dazu: "Was auf den ersten Blick nach Tierwohl klingt, ist in Wahrheit ein Kükentöten in anderem Gewand."

Die deutschen Bioverbände Bioland, Demeter, Naturland und Biokreis wollen deswegen die Aufzucht von Bruderhähnen als verbindliche Vorschrift in ihre Richtlinien aufnehmen. Das Prinzip Bruderhahn steht dafür dass Hähne auch dann leben dürfen, wenn sie nicht so viel Fleisch ansetzen. Das ist eigentlich unrentabel, wird aber dadurch gegenfinanziert, dass die Hühnereier im Gegenzug etwas teurer verkauft werden.

Die meisten Verbände arbeiten noch an einer Vorlage, die ihre Mitgliederversammlungen im Frühjahr absegnen sollen. Bei Naturland hat die Mitgliederversammlung dem entsprechenden Antrag schon zugestimmt. Die Vorschrift soll in die neuen Richtlinien aufgenommen werden, die im Frühjahr 2021 in Kraft treten sollen.

Darüber hinaus haben Bioland und Demeter die „Ökologische Tierzucht“ ÖTZ gegründet, die die Züchtung von Zweinutzungshühnern vorantreibt. Die sollen robust sein und genügend Eier und Fleisch liefern.

Es gibt auch heute schon Hühnerhalter, die ohne Kükentöten zurechtkommen. Wer seinen Eier- und Hähnchenkauf entsprechend ausrichten möchte, findet etwa bei Naturland und Bruderhahn passende Adressen.