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Kritik an Ernährungsbericht 2018: Belanglose Daten

15. Januar 2018
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Laut Ernährungsbericht 2018, den Ernährungs- und Agrarminister Christian Schmidt (CSU) kürzlich in Berlin vorstellte, ist eigentlich alles beim Alten: Vor allem lecker soll Essen sein, und gesund. Foodwatch kritisiert, dass das Ministerium statt produktive Politik zu machen, belanglose Daten heraus bringt.

43 Prozent der Menschen in Deutschland essen laut forsa-Umfrage regelmäßig außer Haus. Knapp ein Viertel der Deutschen isst zumindest einmal in der Woche Snacks wie belegte Brötchen, ein Fünftel geht einmal oder mehrmals in der Woche außer Haus essen. 74 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal im Monat ein Restaurant zu besuchen. Drei Viertel der Menschen ab 14 Jahren haben Freude am Kochen, 43 Prozent gaben an, so gut wie täglich zu kochen, weitere 38 Prozent kochen zwei- bis dreimal in der Woche. Und 99 Prozent legen Wert darauf, dass das Essen schmeckt.

Für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sind die von Landwirtschaftsminister Schmidt vorgestellten Daten ein dickes Ding:   „Jetzt wissen wir also, dass 99 Prozent der Menschen in diesem Land gerne Essen haben, das ihnen schmeckt. Vor zwei Jahren verdankten wir Herrn Schmidt die Erkenntnis, dass ‚Deutschland‘ am liebsten Nudeln isst. Vergangenes Jahr waren Fleischgerichte plötzlich die Leibspeise der Nation. Und nachdem es das Ministerium vor einem Jahr zum großen ‚Trend‘ erklärte, dass immer weniger Menschen kochen, heißt es nun, dass viele Haushalte ‚oft und gern‘ kochen. Wahrscheinlich haben wir auch diese Trendumkehr Herrn Schmidt zu verdanken", sagt Martin Rücker, Geschäftsführer von Foodwatch.

Der jährliche Ernährungsreport von Christian Schmidt vollende die schleichende Selbstmarginalisierung eines Ministeriums. "Statt produktive Politik zu machen, gibt der Bundesernährungsminister ebenso bunte wie belanglose Broschüren heraus", sagt Rücker. Während mehrere verbraucherpolitische Vorhaben des Koalitionsvertrags nicht umgesetzt würden und längst fällige Gesetzesinitiativen ausblieben, sei für eine weitere steuerfinanziere Broschüre oder Plakatkampagne immer Zeit. "Selbst dort, wo die Umfragen Ansatzpunkte für konkretes Handeln liefern, bleiben sie folgenlos: Es ist bekannt, dass sich die Menschen eine bessere Kennzeichnung oder eine gute Tierhaltung in der Landwirtschaft wünschen – doch genau hier wird Minister Schmidt gar nicht aktiv oder bringt lediglich Scheininitiativen auf den Weg.“