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Der Bioplastik-Irrtum

18. Oktober 2018
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Viele Verbraucher glauben, Bio-Plastik und kompostierbarer Kunststoff seien unbedenklich für die Umwelt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale. Doch die Sache ist komplizierter.

75 Prozent der Befragten in einer Umfrage der Verbraucherzentrale schätzten Verpackungen, die als biologisch abbaubar oder kompostierbar gekennzeichnet sind, als harmlos für die Umwelt ein. Tatsächlich werden viele Verpackungen, die als Bio deklariert sind, aus nachwachsenden Rohstoffen produziert. Und tatsächlich sind viele Bio-Kunststoffprodukte biologisch abbaubar und kompostierbar. Doch Bio ist in Bezug auf Kunststoff kein gesetzlich geschützter und kontrollierter Begriff. Das heißt, Bio-Kunststoff muss nicht aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein. Und wenn er aus Mais- oder Kartoffelstärke hergestellt wurde, müssen die Ausgangsprodukte nicht aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, sie können sogar mit Hilfe von Gentechnik hergestellt worden sein. Kompostierbarer Kunststoff, der mit dem Logo in Form eines Keimlings gekennzeichnet wurde, ist zwar kompostierbar – die Kunststoffe bestehen aus Pflanzenmasse und lösen sich beim Abbau in CO2 und Wasser auf. Doch dafür benötigen sie kontrollierte Bedingungen, die nur in einer industriellen Kompostieranlage gegeben sind. Im Komposthaufen funktioniert das also eher nicht. Darüber hinaus benötigt der Abbau 12 Wochen Zeit – mehr als die durchschnittliche Rottezeit in Kompostieranlagen. Gebrauchte Bioplastiktüten gehören daher nicht in den Biomüll. Auch im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne haben sie nichts zu suchen, weil sie das Recycling der herkömmlichen Kunststoffe behindern. Dr. Bertram Kehres von der Bundesgütergemeinschaft Kompost empfiehlt die Entsorgung im Restmüll. Die Deutsche Umwelthilfe DUH, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND und auch das Umweltbundesamt empfehlen, statt Tüten aus Bioplastik zu verwenden, lieber auf mehrfach benutzbare Taschen oder Behälter zurückzugreifen.